Lecture Days
„Ich will so gerne dass mein Werk aus dem Material hervorwachse…“
Emil Noldes Maltechnik
- Wann: 02. + 03. Dezember 2021 (Beiträge bis 10.12.2021 abrufbar)
- Wo: Online und im Ernst von Siemens-Auditorium der Pinakothek der Moderne, München
- Vortragssprache: Englisch
Emil Nolde (1867–1956) zählt zu den bekanntesten und wichtigsten Vertretern des deutschen Expressionismus. Sein Werk besticht durch die Leuchtkraft seines Kolorits und in seinen ausdrucksstarken Bildern spielt er mit den vielfältigen Möglichkeiten der Malfarbe und des Farbauftrags. Zwischen 2018 und 2022 widmete sich erstmals ein interdisziplinäres Projekt der Maltechnik und den Künstlermaterialien Emil Noldes. Partner des interdisziplinären Forschungsvorhabens waren das Doerner Institut der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, München, die Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde in Nordfriesland und die Hamburger Kunsthalle in Kooperation mit der Universität Hamburg und der Hochschule der Bildenden Künste Dresden.
An zwei Lecture Days wurden dem internationalen Fachpublikum wesentliche Forschungsergebnisse in komprimierter Form präsentiert und zur Diskussion gestellt.
Erstmals erfolgte eine maltechnische Auswertung des ca. 25.000 Dokumente umfassenden Archivbestandes und des umfangreichen Ateliernachlasses am ehemaligen Wohn- und Arbeitsort Noldes in Seebüll. An rund 45 Gemälden aus den Sammlungen in Seebüll, Hamburg und München wurden sichtbare und unsichtbare Spuren des Entstehungsprozesses umfassend technologisch sowie mit bildgebenden und materialanalytischen Methoden untersucht. Dabei wurde der Blick auf alle Werkphasen Noldes gelegt und in einer interdisziplinären Zusammenschau von Restauratorinnen, Kunsthistorikerinnen und Kunsthistorikern sowie Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftlern interpretiert.
Emil Noldes Malweise war Zeit seines Lebens überaus variantenreich, sein Umgang mit Farben und Materialien von beeindruckender maltechnischer Könnerschaft. Das Themenspektrum der Vorträge zeigte dies am teils sehr individuellen Umgang Noldes mit Bildträgern und ihrer Vorbereitung mit weißen und farbigen Grundierungen auf. Hochinteressant ist die mehrstufige Bildanlage sowie der Einsatz vielfältigster Techniken und Werkzeuge im Malprozess. Aus dem Spätwerk wurden Beispiele medialer Übertragungen in verschiedene Techniken, vor allem der von Aquarellvorlagen in die Ölmalerei, vorgestellt. Den materialanalytischen Erkenntnissen zu Pigmenten und Bindemitteln wurden Beiträge gewidmet. Augenmerk lag dabei auf den von Nolde über mehr als 3 Jahrzehnte lang präferierten Tubenfarben der heute weitgehend in Vergessenheit geratenen Firma Fritz Behrendt. Eine Besonderheit sind außerdem die vielfältigen Formatänderungen und Überarbeitungen, die der Künstler zum Teil noch nach Jahrzehnten an seinen Bildern vornahm.
Aufgrund der pandemischen Corona-Situation fand die Veranstaltung ausschließlich online statt. Insgesamt wurden die Vorträge der Verbundpartner von insgesamt 135 Teilnehmerinnen und Teilnehmer besucht. Davon kamen 102 aus Deutschland und 33 aus anderen Ländern (USA, Österreich, Schweiz, Großbritannien, Spanien, Dänemark, Niederlande, Belgien, Portugal, Norwegen, Kanada, Färöer). Nach Ende der Live-Veranstaltung am 2. und 3. Dezember waren die Vorträge noch bis zum 15. Dezember für die registrierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer online abrufbar.
Das Projekt und die Veranstaltung wurde durch großzügige Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) innerhalb des Förderschwerpunktes „Kulturelles Erbe – Linie: Die Sprache der Objekte“ ermöglicht.
Download: Programm der Lecture Days am 2. und 3. Dezember 2021 (PDF)