München
Emil Nolde. Meine Art zu malen…
Ausstellungsintegrierte Präsentation in der Pinakothek der Moderne, München
März 2022 bis Februar 2023
Emil Nolde ist in der Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne unter anderem mit einem seiner frühen Schlüsselwerke „Tanz um das goldene Kalb“ von 1910 prominent vertreten. „Meine Art zu malen ist ohne alle Kunststücke…“, formulierte der Künstler 1912 in gewollter Untertreibung. Denn bei genauer Betrachtung beruht die Wirkung seiner Gemälde wesentlich auf den in jedem Schritt von der Vorbereitung der Leinwand bis zur Signatur bewusst und nuanciert eingesetzten Materialien und Techniken.
In der Münchner Studioausstellung werden acht Gemälde Emil Noldes – und damit der nahezu vollständige Münchner Sammlungsbestand – präsentiert. Dieser reicht vom „Tanz um das goldene Kalb“ (1910) bis zur „Nordermühle“ (1932) und umfasst damit Werke vom Beginn des Expressionismus bis in die frühen 1930er-Jahre und einen Querschnitt durch Noldes vielfältige Motivwahl. Das Stillleben „Puppen und Papagei“ (1912) wird ausgerahmt in einer Vitrine präsentiert und so für die Besucherinnen und Besucher – ähnlich dem Blick des kunsttechnologisch Forschenden vorder- und rückseitig in seiner Materialität, mit Spannrändern und Leinwandgewebe, Keilrahmen und dem Bildtitel, mit dem Nolde seine Gemälde häufig abschließend „taufte“, unmittelbar erfahrbar.
Fünf Wandtexte vertiefen wichtige Einzelthemen: Sie führen in Ausstellung, Forschungsprojekt sowie Künstlerbiographie ein, widmen sich den für Nolde künstlerisch und maltechnisch wichtigen Umbruchjahren zwischen 1904 und 1910, erläutern die Hintergründe für Noldes ungewöhnlich lange Vorliebe für „Behrendt-Künstlerfarben“ und zeigen die Spannbreite von Noldes Arbeitsweise auf, die vom sicheren Gelingen im ersten Wurf bis zu teils umfänglichen Überarbeitungen noch in großen Zeitabständen reicht. Zwei Monitorschleifen im Saal vertiefen Noldes reiches maltechnisches Vokabular und führen anhand von Details, Mikroskop-, Streiflicht- oder Infrarotaufnahmen durch jeden Schritt der Bildentstehung. Eine Besonderheit Noldes sind beispielsweise ab 1914 die häufig farbigen Grundierungen, die neben oft farbigen Kompositionsanlagen sichtbar bleiben und fließend Teil der Malerei werden. Um lebendige Oberflächen zu schaffen, trägt Nolde Ölfarben häufig in reinen, unvermischten Tönen variantenreich auf, mal pastos und mit dynamischem Duktus, dann wieder stark verdünnt und aquarellhaft. Selbst Farbe und Position der Signatur nutzt Nolde noch als gestalterisches Element.
Die in den Museumsrundgang integrierte Präsentation gibt somit einen Einblick in die aktuelle kunsttechnologische Forschungsarbeit der Münchner Pinakotheken.
Ein umfassendes Führungsangebot begleitet die Ausstellung. Weitere Informationen zum Programm: www.pinakothek.de/emil-nolde
Kuratorinnen
Irene Glanzer, Hanna Kirst, Heike Stege und Jeanine Walcher,
Doerner Institut
Gefördert vom:
Bundesministerium für Bildung und Forschung